Foto-Abenteuer Namibia Teil 1: Die Wüste Namib
Das ist der erste Teil einer mehrteiligen Serie über Namibia. Die einzelnen Teile widmen sich verschiedenen Themen. In diesem Teil geht es um die Wüste Namib.
Sossusvlei
Ein leises aber bestimmtes Klopfen reißt mich aus meinem Schlaf. Ich schrecke auf und blicke erstaunt einem freundlichen Beamten ins Gesicht. Er deutet auf das geöffnete Gater. Ich brauche ein paar Augenblicken um mich zu fangen. Dann starte ich hastig den Wagen, winke dem Beamten und wir fahren los ins Dunkel.
Wir wollten heute so früh wie möglich nach Sossuvlei, um bei gutem Morgenlicht Bilder machen zu können. Deshalb warteten wir schon um halb 6 am Morgen im Stockdunklem am inneren Eingang zum Namib-Naukluft Nationalpark. Das war allerdings eine Stunde zu früh. Die Schilder für die Öffnungszeiten des Gates – zwei Ziffernblätter mit eingestellter Zeit - waren für uns wohl zu undeutlich. Also entschlossen wir und kurzerhand im Wagen noch etwas zu schlafen. Dass die Zeit so schnell verging, hat uns überrascht.
Wir waren aufgrund des Zeitmißverständnisses die ersten am Gate. Aber als wir schliefen, hat sich eine Schlange von Autos und Tourbussen hinter uns angehängt. Sie muss ziemlich lang gewesen sein, denn schon nach wenigen hundert Metern Fahrt überholt uns ein Auto nach dem anderen, nicht selten in waghalsigen Überholmanövern. Wir befinden und auf der 60 km langen Teerstraße nach Sossusvlei. Ja, wir wollten eine der ersten sein, aber auch wenn uns viele überholten, einen Unfall durch überhöhte Geschwindigkeit oder durch Wildwechsel wollte ich nicht riskieren.
Bei Dune 45 – eine berühmte Düne bei Kilometer 45 – halten wir dann am Parkplatz. Es dämmert bereits und wir machen ein paar Fotos von der Düne und den Bäumen davor. Viele Tourbusse bleiben hier mit ihren Touristen stehen. Es gilt als besonderes Erlebnis auf der Dune 45 zu Sonnenaufgang zu stehen. Eine Menschenkette mit sicher 50 – 70 Teilnehmern stapft den Grat der Düne entlang bis ganz nach oben.
Wir bleiben unten, genießen den Sonnenaufgang und fahren dann weiter.
Sossusvlei ist ein besonderer Ort. Die Dünen zählen hier zu den höchsten der Erde. Ich habe mir sagen lassen, das hängt mit den Windverhältnissen an diesem Ort zusammen. Hier kommen die Winde aus allen Richtungen, weshalb die Dünen so hoch aufgetürmt werden können. Die höchste Düne nennt sich "Big Daddy" und erreicht Höhen von 325 bis 380 Metern. Natürlich gibt auch eine "Big Mama". Sie liegt nördlich des Vleis und ist etwas kleiner als das "männliche" Gegenstück. Auch die Farbe des Sandes in Sossusvlei ist besonders, das intensive Ockergelb stammt vom eisenoxidhaltigen Sand.
Unser Start in das Namibia-Abenteuer war nicht reibungslos. Unser erster Flug von Zürich nach Doha hatte so viel Verspätung, dass wir den Anschlussflug nach Windhoek erst 24 Stunden später antreten konnten. Wir verloren als einen Tag im Namib-Naukluvt-Nationalpark. So wurde aus zwei geplanten Tagen in Sossusvlei nur mehr einer. Zusätzlich wird bereits am frühen Morgen der Wind immer stärker. Wir besuchen zwar noch das Hidden Vlei – eine "versteckte" Salzpfanne in dem Gebiet, aber zum Dead Vlei schaffen wir es nicht mehr. Zu stark ist der Sandsturm und zu schlecht die Sicht. Es ärgert mich zwar heute noch, dass ich mir die charakteristischen abgestorbenen Bäumen nicht anschauen konnte. Aber dann gibt es zumindest einen Grund, nochmal hierher zu kommen :-)
Auch wenn nicht alles glattlief, hat sich der Ausflug nach Sossusvlei auf alle Fälle gelohnt. Der Sandsturm hat aus fotografischer Sicht auch Vorteile. Die Dünenberge bilden durch die begrenzte Sicht schöne, fein farblich abgestufte Schichten, was den grafischen Eindruck erhöht und sich besonders gut auf Fotos macht. Das ist so ähnlich wie fotografieren im Nebel, auch das bringt immer interessante Bilder.
Sesriem und die Elim Düne
Welche Bedeutung die Wüste für Namibia hat, lässt sich schon am Namen erkennen. Namibia leitet sich von Namib ab. Sie erstreckt sich über 2000 Kilometer an der gesamten Westküste des Landes und ragt bis zu 160 Kilometer ins Landesinnere. Sossusvlei ist nur ein kleiner Teil der Namib. Es gibt hier aber noch andere interessante Orte.
Einer davon ist die Elim Düne bei Sesriem, dem Ausgangspunkt unserer Fahrt nach Sossusvlei. Diese Düne zählt zwar nicht zu den höchsten, ist aber landschaflich besonders schön. Zu Sonnenuntergang bildet der ockergelbe Sand einen schönen Kontrast zu den rot leuchtenden Naukluft-Bergen im Osten. Auch sieht man hier immer wieder die eleganten Oryxantilopen oder auch Gemsböcke, wie sie hier in Namibia genannt werden.
Living Dessert Wüstentour
Im mittleren Bereich der Namib, liegen auch zwei der größten Städte Namibias. Walvis Bay und Swakopmund. Letztere ist zweitägiger Aufenthaltsort auf unserer Namibiatour. Mehrere Unternehmen bieten dort und dem Titel “Living Dessert” Wüstentouren an. Ohne allzu großen Erwartungen nehmen wir an einer solchen Teil. Mit zwei Allradfahrzeugen machen wir uns, gemeinsam mit zwei Guides, auf und erkunden den Wüstengürtel zwischen Swakopmund und Walvis Bay. Man erklärt uns direkt vor Ort, wie sich in einer so lebensfeindlichen Umgebung Tier überleben können, welche Tricks sie entwickelten und wie die Nahrungskette aussieht. Nach der Einführung geht es dann so richtig los. Die Guides steuern die Allradfahrzeuge immer weiter in die Wüste und bleiben von Zeit zu Zeit stehen. Sie steigen aus den Fahrzeugen, hüpfen von einem Busch zum anderen und graben vorsichtig im heißen Sand. Der Wind von heute Vormittag hat fast alle Spuren verwischt, aber schon bald haben wir Glück. Wir finden einen Wüstengecko. Dieser 5 cm lange Kerl hat im Vergleich riesige Augen und ein besonders schöne und bunte Färbung. Wir beäugen und fotografieren den geduldigen Gecko bevor er vom Guide wieder behutsam an seinen Fundort zurückgebracht wird.
Im Lauf der 5-stündigen Tour finden wir gemeinsam mit den Guides Wüsten-Lizards, Anchietas Wüsteneidechsen, die hochgiftige Peringuey Otter und als Höhepunkt für mich das bizarre Wüstenchamäleon. Das behäbige Tier kann sich vor Fressfeinden nur durch seine Tarnung schützen. Aber die hat es in sich. Selbst die erfahrenen Guides haben Schwierigkeiten das Chamäleon zu finden. Obwohl es nur wenige Meter vor Ihnen sitzt, entdecken sie es erst nach mehrmaligem Vorbeilaufen.
So langsam das Chamäleon auch ist, umso schneller ist seine Zunge. In einem Bruchteil einer Sekunde schießt sie heraus und schnappt sich einen Wurm. Sie ist dabei gleich lang wie das gesamte Tier samt Schwanz.
Am Ende der Tour können wir den Sonnenuntergang inmitten der Dünen genießen.