Landschaftbilder reduzieren Stress! Echt jetzt?

30. Mai 2019 von Christof Simon

Zugegeben, das ist eine ziemlich gewagte These, nicht wahr? Und dann behaupte das auch noch ich. Ein Landschaftsfotograf, der seine Bilder zum Kauf anbietet. Ein Schelm wer hier böses denkt. Aber es ist was Wahres dran, eigentlich sogar ziemlich viel. Die These ist nicht einmal auf meinem Mist gewachsen und sie ist sogar wissenschaftlich begründet. Aber alles der Reihe nach. Beginnen wir mal beim Stress.

Viel Natur auf der Insel Skye in Schottland

Stress ist per se nichts Schlechtes.

Wir Menschen - und im Übrigen auch alle Tiere - sind so gestrickt, dass wir unter Stress Höchstleistungen erbringen können. Für Steinzeitmenschen war das sogar überlebenswichtig. Wenn Gefahr drohte, ermöglichte uns der ausgelöste Stress schneller zu denken, schneller zu entscheiden und schneller zu laufen. Auf chemischer Ebene läuft Stress so ab: Der Körper produziert bei einer bevorstehenden Bedrohung Aktivitätshormone, wie Adrenalin und Cortisol. Sie ermöglichen die geforderten Höchstleistungen, sich einer Gefahr entgegenzustellen oder ihr zu entkommen.

Und jetzt kommt der wichtige Teil: Die auf Stress folgende Reaktion war in der Steinzeit so gut wie immer körperlich. Zum Beispiel der Kampf gegen den Säbelzahntiger oder das Weglaufen vor dem Wollnashorn. Durch die körperliche Anstrengung wurden die zuerst notwendigen Stresshormone wieder abgebaut und auf ein normales Level gesenkt. Der Organismus war wieder im Gleichgewicht.

Heute ist der Stressabbau nicht mehr ganz so einfach wie früher. Wir sitzen stundenlang unter hoher Stressbelastung im Büro, kommen am Abend müde nach Hause und finden schlicht und ergreifend nicht die Zeit unseren Stress abzubauen. Wir schaffen es einfach nicht genügen Bewegung in unseren Alltag einzubauen, um Stress effektiv entgegenzuwirken. Die Folgen sind stressbedingte Erkrankungen, Bluthochdruck oder gar Herzinfarkt oder Schlaganfall.

"Aber was hat das alles mit Landschaftsbilder zu tun?", werden Sie sich zu Recht fragen.

Nun, Sport ist nur EINE Möglichkeit für Stressabbau. Man sollte diese unbedingt nutzen, aber es gibt noch andere. Nehmen wir den sogenannten "Natur Effekt". Es gibt inzwischen einige Studien dazu und alle legen folgende These nahe: Das Umgeben mit Natur reduziert Stress.

Ich höre Sie jetzt schon sagen:

"Wow, was für eine Erkenntnis! Es weiß doch jeder, dass ein Ausflug in die Natur erholsam ist!"

Sie haben recht, die Studien bestätigen nur das, was viele - wahrscheinlich auch Sie - schon vermutet haben. Nicht umsonst erholen wir uns gerne an den Wochenenden im Grünen, beim Wandern oder Bergsteigen. Zeit in der Natur ist stressreduzierend.

Naturszene mit Wasserfall in Neuseeland
 

Soweit so gut, aber jetzt kommt das Überraschende. Nicht nur das "echte" Verweilen im Grünen senkte den Stresslevel. Allein das Betrachten von Bildern mit Naturmotiven hat diesen Effekt. 

Herausgefunden haben das Forschern des VU University Medical Center in Amsterdam unter der Leitung von Magdalena M.H.E. van den Berg. In einer Studie aus dem Jahre 2015 kommen sie zu Schluss: Allein das Betrachten von Naturbildern senkt die Herzfrequenz und reduziert Stress.

Uns so haben sie es herausgefunden: Die Forscher ließen eine Gruppe von Studenten mit Sensoren ausstatten, die während des ganzen Versuchs die elektrische Aktivität im Herz überwachten. Den Studenten wurden zwei Arten von Bildern gezeigt. Einmal waren es Stadtszenen mit vielen Gebäuden und geparkten Autos. Die anderen Bilder zeigten Szenen aus der Natur. Nach jedem Bild mussten die Studenten am Computer eine Reihe immer schwieriger werdende mathematische Probleme lösen. Nach jedem gelösten Problem kam ein Bildschirm, der die Leistung des Studenten mit dem vermeintlichen Durchschnittswert der anderen Studenten verglich. Was die Studenten nicht wussten. Egal wie gut sie die Aufgabe lösten, ihre Leistung wurde immer mit unterdurchschnittlich bewertet. Die Forscher hatten damit eine Methode gefunden, den Stresslevel der Studenten zuverlässig zu erhöhen. 

Das sind Beispiele für Bilder, die die Forscher den Studenten gezeigt haben. Links Bilder aus der Natur und rechts Stadtszenen mit Gebäuden und Autos.
 

Nach dem Test wurden den Studenten erneut die Bilder gezeigt. Hier stellte sich heraus, dass beim Betrachten der Naturbilder die parasympathische Aktivität merklich reduziert wurde. Das ist mit einer Stresserholung gleichzusetzen. Im Gegensatz dazu erfolgte keine Erholung beim Betrachten der Bilder mit Gebäuden und parkenden Autos. Die Folgerungen der Studienautoren sind also: Das Betrachten von Naturbildern für 5 Minuten bewirkt eine merkliche Erholung von Stress. Sie betonen auch, dass weitere Studien notwendig sind, um zu erforschen, welche Naturszenen den größten Effekt haben.

Was können wir daraus mitnehmen?

Wenn Sie noch viele freie Wandflächen in ihrer Wohnung oder ihrem Haus haben, dann können sie sich Gutes tun. Verschönern sie diese mit Wandbilder mit Landschafts- oder Naturmotiven. Ihr Wohlbefinden und ihre Gesundheit werden davon profitieren.

Vielleicht gefällt ihnen sogar eines meiner Landschaftsbilder ;-) Eine geeignete Auswahl können sie hier finden.

Im Übrigen besteht keine Zweifel, dass ein Aufenthalt in der der Natur sogar noch deutlicher ihren Stresslevel senken kann. Wann waren sie das letzte Mal für längere Zeit im Freien? Planen sich doch eine Wandertour im Grünen, eine Bergtour in den Alpen oder einen Fahrradausflug zum nahe gelegenen See. Sie werden von den positiven Effekten bestimmt profitieren!

In diesem Sinne: Viel Spaß in der Natur! 

Es ist wissenschaftlich erwiesen: Das Betrachten von Naturbildern reduziert Stress

 

Quellen:
Autonomic Nervous System Responses to Viewing Green and Built Settings: Differentiating Between Sympathetic and Parasympathetic Activity
Magdalena M.H.E. Van den Berg, Jolanda Maas, Rianne Muller, Anoek Braun, Wendy Kaandorp, René Van Lien, Mireille N.M. Van Poppel, Willem Van Mechelen and Agnes E. Van den Berg
(https://www.mdpi.com/1660-4601/12/12/15026)