Landschaftsfotografie in den Dolomiten rund um Cortina d'Ampezzo
In die Dolomiten zieht es mich immer wieder. Warum kann ich gar nicht so genau beantworten. Es sind wahrscheinlich die bizarren Bergformationen, die sich hervorragend für Landschaftsbilder anbieten. Aber auch die Bergseen, die sich so ausgezeichnet für Reflektionen eignen, mag ich. Oder das Licht - ja das Licht... Nicht dass das Licht per se in den Dolomiten besser wäre als zum Beispiel 50 Kilometer nördlich in Nordtirol, oder 50 Kilometer westlich im Vinschgau. Aber mir scheint durch die hohen Berge, die vielen Zacken und die blanken Felswände, wird das Licht anders reflektiert, oft nur punktuell gesetzt. Es wirkt dadurch spannender als anderswo. Vielleicht ist es auch die Kombination aus allen oben genannten Faktoren, die mich so fasziniert. Letztendlich ist es auch egal, Tatsache ist, ich fahre einfach gerne in die "bleichen Berge".
Der Pass Tre Croci und der Lago di Sorapiss
Ein Ausflug dieses Frühjahr führte mich zunächst auf den Passo Tre Croci, nahe des Dolomitenstädtchens Cortina d'Ampezzo. Der Pass hat seinen Namen von den Drei Kreuzen bei einer Kapelle am höchsten Punkt des Passes. Wie an vielen Passhöhen in den Dolomiten stehen auch hier ein paar, in die Jahre gekommene, Hotels, meist mit angeschlossener Langzeitbaustelle. Sie zeugen von besserer Auslastung in früheren Jahren. Auch wenn sie nicht gerade eine Augenweide sind, tun sie der Schönheit und der exklusiven Lage am Fuße des Monte Cristallo keinen Abbruch.
Der Besuch galt aber gar nicht so sehr dem Pass, sondern einem kleinen Juwel, das nur in einer zweistündigen Wanderung ab dem Pass zu erreichen ist: dem Lago Sorapiss. Was den Sorapisssee so außergewöhnlich macht, ist dessen intensive türkise und milchige Farbe. Die besondere Mineralienmischung im Wasser soll ihm diese Farbe geben. Sie ist gar nicht so leicht zu beschreiben und muss man einfach selbst gesehen haben.
Für Fotos war es nicht gerade ideal. Es war stark bewölkt und bei der Ankunft am See war das Licht flach. Ein paar Aufnahmen habe ich dennoch gemacht. Wie schön wäre es hier zu Sonnenauf- bzw. Sonnenuntergang. Aber durch die exponierte Lage ist das ist gar nicht so einfach, enorm frühes Aufstehen oder späte Rückkehr im Dunkeln sind unumgänglich. Alternativ könnte man in einer nahen Hütte, dem Rifugio Vandelli übernachten. Das hatte aber leider noch nicht offen. Vielleicht beim nächsten Mal.
Passo Falzarego und der kleine Lagazuoi
Wir verlegen unseren Standort nach Westen. Vom Passo Tre Croci fahren wir über Cortina zum Passo Falzarego. Diesen kannte ich schon und er zählt für mich zum schönsten Pass der ganzen Gegend. Man hat hier einfach unglaublich viele Möglichkeiten. Eine davon ist die Seilbahn auf den kleinen Lagazuoi.
Der Berg war im 1. Weltkrieg heiß umkämpft. In einem Mienenkrieg zwischen Österreichern und Italienern wurde der gesamte Berg mit Stollen durchlöchert und gesprengt. Enorm viele Mensch kamen dabei ums Leben, ohne dass sich die Frontlinie auch nur einen Zentimeter verschoben hätte. Die Zeugnisse dieses Wahnsinns sind heute noch zu sehen und zu besuchen. Viele der Stollen sind im Sommer zugänglich und aufwendig restauriert worden.
Zurück zur Seilbahn: Sie hat für Fotografen den Vorteil, dass man in nur 5 Minuten in eine Höhe von 2700m gelangt. Selbstredend ist die Aussicht dann mehr als exquisit. Viele der schönsten Dolomitengipfel sind hier sichtbar, unter anderem Monte Pelmo, Marmolada, Sellastock und noch viele mehr. Mit einer Übernachtung im Rifugio Lagazuoi direkt bei der Bergstation hat man die Chance auf bestes Licht bei Sonnenuntergang und Sonnenaufgang. Ich hatte beim Sonnenuntergang etwas Pech, weil kurz vorher starker Nebel den gesamten Gipfelbereich einhüllte. Dafür war der Sonnenaufgang super. Speziell die Aufnahmen von Monte Pelmo im Hintergrund und Monte Averau im Vordergrund freuen mich besonders.
Auch den restlichen Tag und die Nacht blieben wir am Passo Falzarego. Zu gut hat es uns hier gefallen. Eigentlich fotografiere ich selten Wildtiere, aber ein Murmeltier hat sich bei einer kurzen Nachmittagswanderung geradezu aufgedrängt. Es ließ uns bis zu zwei Meter herankommen und possierte dann sogar noch. War klar, dass ich nicht wiederstehen konnte, mein Tele auspackte und mehr als einmal abdrückte. Manchmal kann es so einfach sein.
Der Lago Limedes
Am Morgen des nächsten Tages wanderte ich zu Sonnenaufgang zum Lago Limedes. Der kleine See ist eine knappe halbe Stunde Fußweg vom Pass entfernt ist. Am Abend zuvor war ich auch schon hier. Aber da wollte das Licht nicht so recht mitspielen. Jetzt am Morgen passt dann alles. Das Rauskrabbeln aus dem Bett um halb 5 hat enorme Überwindung gekostet, doch ein ruhiger Morgen im ersten Sonnenlicht in dieser Kulisse entschädigt für alles. Das Frühstück danach schmeckte umso besser. Doch schon bald, es war früher Vormittag, trübte das Wetter ein und die ersten Regentropfen fielen vom Himmel. Also machen wir uns wieder auf die Reise...
Am Grödnerjoch
Auch hier war ich schon mehrmals. Die Anreise erfolgte zunächst über einen Abstecher nach Colle St. Lucia. Ein Ort mit super Aussicht zum Monte Pelmo, jener beeindruckende Berg der auf dem Bild vom kleinen Lagazuoi bereits im Hintergrund zu sehen war. Das Wetter wurde aber noch einmal schlechter. Wir gerieten sogar in einen kurzen aber heftigen Hagelsturm. Es ist aber nichts passiert und so bummelten wir über den Passo Pordoi und dem Sellapass (Passo Sella) zum Grödner Joch (Passo Gardena).
Kurz nach der Ankunft ließ der Regen nach und beim Aufklaren des Himmels stellte sich wunderbares Licht ein. Das beste natürlich dann, als wir gerade beim Essen waren. Aber dennoch konnte ich ein paar gute Aufnahmen machen.
In den wenigen Stunden bis zum Abend passierte noch einiges. Zwischendurch zog in Eiltempo Nebel aus dem Tal herauf, der den ganzen Pass einhüllte. So schnell wie er gekommen war verschwand der Nebel aber auch wieder. Es zeigte sich immer wieder die untergehende Sonne und beleuchtete in spektakulärer Weise die Wände des Sellamassives.
Am nächsten Morgen besuchten wir noch die Große Cirspitze und erfreuten uns für dieses Wochenende ein letztes Mal der grandiosen Aussicht auf die "schönsten Berge der Welt".